von Hedwig Seyr-Glatz
Wenn man/frau sich eine Zeit zum Verreisen aussucht, die andere auch gerne wählen, rund um Feiertage wie dem 1. Mai mit eingelegten Brückentagen, dann ist es nicht ganz leicht, Servas-GastgeberInnen zu finden. Zuguterletzt aber meldeten sich Alda und ihre Tochter Elisabetta, mit denen wir schon länger Kontakt haben.
Nach 4 geruhsamen Tagen in Venedig in einer schönen eingetauschten Wohnung in der Calle Paradiso, trafen wir am Nachmittag des 1. Mai auf der Stazione Centrale ein. Dort erwartete uns bereits Alda, geleitete uns per Bus zu Elisabettas hoch gelegener, geräumiger Wohnung in einem grünen Bezirk. Wir legten unser Gepäck ab und machten uns gleich auf den Weg vorbei an blühenden Gärten und edlen Vorstadthäusern, aber auch an einem riesigen ehemaligen Militär-Gelände mit verfallenden Häusern von der vorigen Jahrhundertwende ins Zentrum. Große Gebäude,dem Verfall preisgegeben, haben wir da unterwegs und auch im Hafen, nicht wenige gesehen. Auch ein Schulgebäude aus den 80er Jahren fiel uns auf, sehr groß und weitverzweigt, alles in Betrieb, aber in schlechtem baulichen Zustand.
Das Zentrum ist herausgeputzt, viele Menschen auf den Straßen unterwegs; wir freuen uns über das südliche Flair, das hier immer mit Elementen aus der k.k. Monarchie verknüpft ist. Auf einem anderen Schulgebäude steht sogar noch „K und K Gymnasium“ über dem Eingangstor, daeben gibt es eine kleine Tafel mit der Aufschrift, dass es heute eine Schule für Schiffstechnik ist. Wir genießen den Abend.
Aber das Beste kommt am nächsten Tag. Alda lädt uns zu sich in ihr Dorf Servola, heute ein Stadtteil von Triest, ein. Sie erwartet uns bei der Busstation und führt uns gleich in das Dorfmuseum, für das sie den Schlüssel hat. Dort sind dreisprachige Dokumente zu sehen, italienisch, deutsch und slowenisch selbstverständlich. Auch Alda kann slowenisch und singt sogar in einem slowenischen Chor. Schöne Textilien, Trachten, Hausgeräte, was es eben in einem Dorfmuseum so gibt. Danach lädt sie zu uns zu einem Pranzo in ihre Wohnung oberhalb der Triestiner Bucht mit herrlichem Blick auf das Meer ein. Wir hören gerne ihre Erzählungen über ihre Her kunft, Familie, ihren Beruf usw. Alda hat voll aufgekocht und es schmeckt uns alles bestens.
Am Nachmittag fahren wir per Bus ans Meer und nehmen ein Schiff ins nahegelegene Muggia auf der anderen Seite der Bucht. Alda trifft einen Bekannten, der Italienischlehrer ist und grade eine Gruppe Touristen durch Muggia, einst Teil der Republik Venedig, führt. Wir dürfen uns der Gruppe anschließen und erfahren so in schönstem Italienisch über die Geschichte und bewundern den venezianischen Stil an vielen Details der Häuser dieser hübschen kleinen Stadt. Wieder ein öffentlicher Bus bringt uns dann zu dem landwirtschaftlichen Betrieb, der sich ein wenig außerhalb von Muggia vecchia befindet und so etwas wie einen großen Heurigen führt. Wir sitzen den ganzen Abend auf dem Hügel über dem Meer, gegenüber von Triest. Elisabetta kommt uns später mit dem Auto abholen.
Am nächsten Tag Rückkehr nach Wien. Eine schöner Kurzbesuch mit einer Servasbegegnung der besten Art. Vielen Dank nochmals an Alda und Elisabetta für ihre Gastfreundschaft!