* von Arno Pilger von SERVAS Deutschland *
Als internationale Organisation, die der Völkerverständigung dient, macht sich SERVAS Gedanken zur Flüchtlingsproblematik. Im Rahmen der Jahresversammlung machten wir uns in einer Arbeitssgruppe Gedanken:
Wir wollen Vorschläge und Initiativen zusammenfassen, die für SERVAS-Mitglieder in ihren Städten interessant sein, aber auch innerhalb von SERVAS-Gruppen behandelt werden können:
- Diskussionen der Flüchtlingsfragen innerhalb von Regionalgruppen
- Übernahme von Patenschaften.
- Übernahme von Vormundschaften
- In vielen Städten sind die Jugendämter mit der Aufnahme unbegleiteter Minderjähriger überfordert. Im Mehrgenerationenwohnen Essen wird in Absprache mit dem Jugendamt jeweils ein Jugendlicher oder Geschwister bis zur endgültigen Aufnahme beherbergt.
- Viele SERVAS-Mitglieder sind schon älter. Die Kinderzimmer sind frei…..!?
- Einkäufe mit Flüchtlingen
- Fahrräder reparieren für Flüchtlinge.
- Die Schulklassen werden immer umfangreicher. Was ist mit unseren pensionierten Lehrern?
- „Teacher on the road“ – Zusammenarbeit mit Schulen in ganz Deutschland
- Jemand berichtete über die Gruppen:
- Fremde werden Freunde – Übernahme – Day host. Insbesondere in Unistädten
- Interkulturelle Gärten – Schrebergartengemeinschaften im Austausch mit Flüchtlingen
- Welcome Dinner – in Hamburg wird für Flüchtlinge gekocht und sie werden eingeladen.
- Beratung bei rechtlichen Fragen und bei der Problematik der Krankenkassenkarten
- Erstellung eines E-Mail-Verteilers in dem sich SERVAS-Mitglieder zu diesen Themen austauschen können.
Dies sind nur einige Vorschläge. Wir wären dankbar, wenn im nächsten Infoletter ihre Vorschläge, Bemerkungen und Kritiken erscheinen. Schickt sie an unterwegs_AT_servas.de. Gerade kam noch eine Mail von Pat, die ihre persönlichen Gedanken aufschrieb. Sie sind beeindruckend, bedrückend, aber auch erfolgreich:
Von Patricia:
Meine Mutter, ihre Schwester und ihre Eltern waren Flüchtlinge. Sie und noch ein paar weitere Verwandte konnten 1936/37 aus Nazi-Deutschland fliehen. Die anderen Verwandten wurden umgebracht. Einige Servas-Mitglieder sind überrascht, wenn ich erwähne, dass ich in den USA, Kanada, Frankreich, Belgien. Portugal, Australien, Neuseeland und anderen Länder Verwandte habe bzw. hatte. Die Erlebnisse meiner Mutter (auch meines Vaters, dessen Eltern auch Flüchtlinge waren) haben unsere Kindheit stark beeinflusst. Ich kann mich erinnern, dass ich als Kind manchmal Gespräche hörte, Gespräche über Verwandte und Freunde, die es nicht geschafft hatten.
Meine Geschwister und ich hatten keine „normale englische Kindheit“. Unsere Eltern kannten die Gewohnheiten und Sitten nicht. Mein Familienname war „Birnbaum“ und manchmal haben andere Kinder häßliche Bemerkungen gemacht, weil ich als „böse Deutsche“ beschimpft wurde. Bei uns herrschte früher ein Gefühl von Angst und Unsicherheit. Durch ihre Erfahrungen habe meine Eltern sich häufig für andere Minderheiten eingesetzt.
Das hat mich natürlich auch beeinflusst und in den 90er Jahren haben Peter und ich mehrere bosnische Familien aufgenommen. Das können natürlich nicht alle, wir haben aber den Platz. Obwohl ich keine Religion praktiziere, komme ich aus einer jüdischen Familie. Wir haben moslemische Flüchtlinge aufgenommen und wir sind heute noch gut befreundet. Peter und ich waren ein paar Mal in Sarajewo und in Chicago, wo eine Familiue jetzt wohnt. Und jetzt kommt ein Erfolgsstory. Die erste Familie, die wir aufgenommen haben, ist in die USA ausgewandert und wohnt, wie eben erwähnt, in Chicago. Die ganze Familie hat jetzt die US-Staatsangehörigkeit. Die Tochter, als sie zu uns kam, war sie 11 Jahre alt, arbeitet jetzt bei der UN in Rom. Der Sohn, damals 8 Jahre alt, ist jetzt im diplomatischen Dienst. Bevor wir zur Jahrestagung gegangen sind, haben wir zwei sehr schöne Tage bei ihm verbracht, weil er jetzt in der US-Botschaft in Berlin arbeitet.
Für uns war das damals alles selbstverständlich, aber unsere Freunde bedanken sich immer wieder bei uns und für unsere Freunde sind wir „Familie“.