Stimme für den Frieden am 8. März 2022
von Hedwig Seyr-Glatz
Zinnsoldaten, Wasserpistolen, Playmobil-Kämpfer, Monster, Shooterspiele,
viele, viele, viele gaben wir ihnen und freuten uns, wenn die Kleinen – gestern wie heute – kämpften wie die großen Leute.
Wir, Mütter, Großmütter, Freundinnen, Geliebte, Partnerinnen, Töchter, Schwestern,
wir machen es heute nicht mehr wie gestern.
Wir nehmen ihnen die Panzer, die Flugzeuge, die Artillerie.
Wir nehmen sie ihnen weg, die Kriegspläne, die Bomben und Granaten.
Es ist leicht zu erraten.
Wir brauchen eine WEIBLICHE Verteidigung gegen Aggressoren, die aufgeigen, und gegen Waffenproduzenten, deren Aktien steigen, gegen Aufrüster, Kriegsminister, gegen Nationalisten und gegen Kriegsherren,
die sich gegen alle Vernunft sperren.
Seit Jahrhunderten sind es die Männer, die die Kriege planen, an unwirtliche Orte ziehen, die Frauen, die sich an ihre Hälse hängen, weinend, klagend zurückbleiben oder flüchten, sich verstecken, während die Männer verrecken.
Wir lassen sie nicht mehr ziehen.
Nicht die Väter, nicht die Söhne, nicht die Brüder, nicht die Ehemänner, nicht die Geliebten, nicht die Partner, nicht die Freunde, nicht die Kollegen, nicht die Nachbarn, niemanden.
Tote, Verwundete, zerstörte Häuser, Städte, Dörfer hat es gebracht.
Es wäre doch gelacht, wenn es nicht heute ohne Waffengewalt ginge, friedliche Konfliktbewältigung haben wir doch im Psychologieunterricht gemacht.
Wir sind nicht mehr 1914-18, 1939-1945, Vietnam, Afghanistan, Jugoslawien, Irak, Syrien, wo die Männer sich mobilisieren ließen, auf allen Seiten,
schießen, schießen, schießen war immer die Devise an allen Fronten.
Frauen, alte, mittelalterliche, junge, alle, wir stehen auf!
Frauencourage im Wettlauf!
Wir lassen die Männer nicht mehr in den Krieg ziehen!
Wir halten sie fest, sperren sie ein!
Wir wickeln ihnen unsere Strumpfhosen um die Augen, hängen ihnen unsere Schals und Tücher über die Köpfe! Darüber stülpen wir die Kochtöpfe! Wir ziehen ihnen an unsere Röcke!
Sie sollen stillhalten, während wir schalten und walten.
Wir stellen uns vor die Panzer, bewerfen sie mit Reizwäsche, mit Stöckelschuhen, mit T-Shirts, mit Nachthemden, Spitzenblusen und Legginghosen, mit unseren Haarfarben und Cremedosen.
Wir stehen vor ihnen nackt, bis sie das Herzweh packt.
Wir stellen unsere Stimmen auf schrillste Töne, spielen die rhythmischste Musik, tanzen unsere wildesten Tänze und singen dazu unsere zartesten Lieder.
Wir nehmen unsere Musikinstrumente, Geige und Gitarre, Akkordeon und Flöte,
Saxophon und Trompete.
Wir spielen die schönsten Harmonien. Wir übertönen den Lärm der Panzer.
Wir hören auf zu klagen, wischen ab die Tränen, lösen auf unsere Zöpfe, lassen unsere Haare im Wind wehen.
Die Panzerfahrer werden es sehen wie Schleier vor ihren Augen.
Sie werden nicht einsteigen, umdrehen, herausspringen, den Frauen in die Arme fallen, heimgehen.
Die Väter sollen mit den Kindern spielen, Puzzle legen, sie sollen den Boden fegen, Suppe kochen, aus Gewehren Kochlöffel und Schöpfer schmieden, das Kraut sieden, damit die Aggressoren befrieden.
Wir nehmen sie unter unsere Fittiche, verstecken sie dort, fesseln sie an diesem wirtlichen Ort.
Vor über130 Jahren hat Berta von Suttner „Die Waffen nieder“ geschrieben.
Heute ist es so weit.
Wir werfen die Waffen weg, wir sind bereit. Wir verabschieden uns nicht von den Geliebten vor laufender Kamera, mediengerecht, da wird uns schlecht.
Wir verabschieden uns von den Waffen mit lachenden Gesichtern.
Wir lassen sie verrosten, vermodern, verstauben, pflanzen Blumen darin,
wir glauben ans NICHT- produzieren, wir kommunizieren
den Rüstungsstopp, den Kriegsflopp. Auf die Straße, hopp, hopp .
Wir lassen sie nicht schießen, die Panzer nicht rollen, die Bomben nicht abwerfen. Wir agieren mit Frauenkraft, blicken in die Panzerrohre und zücken Rosen und Tulpen, wir bauen Brücken zwischen den Kriegsparteien aus blutdurchtränkten Tampons und Binden, wir lassen Gewehre und Bomben verschwinden.
Fahrräder, Skatebords und Kinderwägen sollen rollen, wir werfen mit Lippenstiften und bemalen Panzer und Soldaten mit Herzen und Friedenstauben.
Wir glauben, es ist Zeit die Ära der Kriege und des Profitmachens zu beenden.
Der Krieg bringt keine Helden, nur Monster hervor, sagte Alban Berg.
Wir lassen sie nicht ziehen.
Wir machen ernst mit dem Frieden für alle! Der Punkt ist, es kostet nicht viel!
Der Krieg ist männlich, die Liebe ist weiblich, das Leben ist unser!