von Hedwig
Diesmal organisierte Servas Deutschland, allen voran Margret K. und Brigitte R., dazu gab es ganz viele Helferinnen und Helfer, die die Wanderwege ausgekundschaftet hatten, vorher abgegangen waren und uns sicher darauf führten. Wie man es von unseren guten Nachbarn traditionell erwartet, klappte alles bestens.
Lorenz G. und ich, Hedwig S.-G., wir reisten per Bahn an, ein bisschen weniger traditionell ist diese derzeit unterwegs, es gab eine zweistündige Verspätung, aber wir hatten so gut kalkuliert, dass wir trotzdem rechtzeitig an Ort und Stelle im lieblichen Bad Hindeland in dem riesigen Gasthaus „Am Wiesengrund“ mit Biergarten und Schwimmbad ankamen. 80 TeilnehmerInnen begrüßten einander am ersten Nachmittag bis zum Abend. Ein großes Hallo wie in einer Großfamilie, die sich zum Geburtstag des Patriarchen, hier glücklicherweise ohne einen solchen und daher vollkommen unbelastet, trifft. Wir kennen bereits ca die Hälfte von den teilnehmenden Servassen, jedes Jahr werden es mehr, und die Freude, einander jährlich und manchmal auch zwischendurch wiederzusehen, ist jedesmal ehrlich und echt.
Das Wochenende diente der Vorbereitung auf die Treckings und dem Checken, ob die vorgesehene Wandergruppe passt. Am ersten Tag gingen wir, also Lorenz und ich, wie vorgesehen, mit der Medium minus-Gruppe steil, aber nicht sehr lange, bergauf zu einer funkelnagelneuen Berghütte auf dem Hirschberg mit herrlicher Aussicht über das Tal und viel nettem Getier rundherum (siehe Foto) gleich oberhalb von Bad Hindeland gelegen, dann gemütlich hinunter zurück ins Tal. Das war leicht geschafft. Wir lernten unsere neuen Weggenossen kennen oder plauderten mit denen, die wir schon kannten, Ingrid aus Telfs und Isolde aus Berlin z.B. Lorenz wünschte sich am zweiten Tag eine größere Herausforderung und stieg mit den Medium plus zum 1800m hoch gelegenen Schrecksee auf, reine Gehzeit 6 Stunden! Er wäre bei den MPlus gut aufgehoben gewesen, aber wir hatten uns ja im vorhinein für Medium minus entschieden, und das war gut so! Ich machte am zweiten Tag die gemütliche Wanderung mit Anstieg per Seilbahn auf den Berg Iseler mit. „Da geht’s ja zu wie auf dem Münchner Hauptbahnhof zur Stoßzeit,“ sagte jemand auf dem Gipfel, obwohl weder Kanzler Kurz noch Hansi Hinterseer dabei waren. Zum Glück! Ja, der Berg ist beliebt und das Wochenendwetter war auch ideal für so eine leichte Wanderung mit Kind und Kegel und Hund ohne Katz.
Am Montag begann das Trecking mit einem wunderschönen supersteilen Anstieg zur urigen Berghütte der drei Brüder Willner, aus dem 16Jht angeblich: stromlos, Handy verboten, aber sie sind dabei einen Weg auszubauen, auf dem kleine, schmale, vierrädrige motorisierte Transporter fahren können. Also, vorbei ist dort auch bald die Zeit der Gemütlichkeit, in der nur zwei Mal pro Jahr per Hubschrauber Lebensmittel angeliefert wurden. Wir waren schon am frühen Nachmittag dort auf der wunderschönen Alm mit Kuhglockengebimmel und herrlichem Bergpanorama rundum. Als Medium minus Gruppe durften wir uns einer ausführlichen Siesta in den Hüttenwandnischen widmen. Abends bekamen wir alle köstliche Teigwaren mit Sauce, und danach sangen wir angesichts von Abendrot und Mondaufgang so alles Mögliche, wozu uns Guido S., der sangeskundige Schweizer, anleitete, und auch was unser Gedächtnis an Liedern hergab.
Schlafengehen im Lager ist früh angesagt. Die Kühe im Stall direkt unter dem Schlafraum werden um fünf Uhr früh gemolken, auf die Weide getrieben, und der Lärmpegel von zweiterem erlaubt keine Langschlafsessions. Frühstück für alle um halb acht. Und dann gleich Aufbruch zu einer längeren Tagestour, wieder mit sehr steilem Anstieg. Das Wetter war ein wenig unsicher, es nieselte und nebelte daher, nur selten kamen ein paar Sonnenstrahlen durch. Wir überschritten die Grenze vom Bayrischen ins Österreichische ohne jeden Grenzstein, merkbar nur, wenn man die Landkarte studiert hat. Die Tour zog sich, leider gibt es keine Hütte unterwegs, aber wir waren mit Proviant genügend ausgerüstet und Belohnung gab es dann in einem Gasthaus am Vilsersee, alles was die Herzen der Liebhaber österreichischer Küche begehrten, Apfel- und Topfenstrudel. Zum Baden war es nur ganz wenigen nicht zu kalt, die Aussicht genossen wir, und dann ging es per Bus nach Tannheim ins Gasthaus Enzian. Meine Wanderpartnerinnen aus Südfrankreich, die noch nie im Tirolischen waren, bestaunten die riesigen, bunt bemalten Bauern- und Gasthäuser des Ortes und den sichtlichen Reichtum der Gegend. Ich war eher irritiert von der Zersiedelung und von den stark an Kitsch herankommenden Fresken. Den Abend verbrachten die meisten doch mit Fußballschauen, weil das WM-Matsch halt gar so spannend war, andere unterhielten sich über Gott und die Welt, den Brexit und die neuen Rechtsströmungen in den verschiedensten EU-Ländern, sorgenvolle Stimmung zog auf. Wer gewinnt das Match? Die Frage konnte ablenken, aber nicht alle. Alle jedoch waren müde von der Wanderung und gingen früh zu Bett.
Es schüttete draußen in Strömen, und das tat es auch am nächsten Morgen. Daher schieden sich die Geister der Teilnehmerinnen der Medium minus Gruppe; die einen fanden, genug Bewegung gemacht zu haben und fuhren per Bus gleich zum Tagesziel, die anderen hielten sich an Aufstiegshilfen und machten kürzere Strecken. Daher wanderten wir schließlich nur zu sechst, davon unsere zwei kundigen Führerinnen, Christa und Monika, die vorgesehene Route entlang dem Iseler, wieder ins Bayrische hinüber, wieder zu einer urigen Hütte, in der wir den dort produzierten Käse genossen und uns dann an den Abstieg, diesmal einen steilen, langen Weg abwärts machten. Umso entspannter waren unsere Gespräche über Beruf, Reisen und Familienherkunft. Schließlich kam die Sonne heraus, heizte uns immer mehr auf, sodass Lorenz und ich dann schon ziemlich weit unten im Tal uns ins natürliche Auffangbecken unter dem Wasserfall wagten. Die Abkühlung im eiskalten (gefühlte 10 Grad) Wasser gelang. Im Gasthaus „Zum grünen Hut“ waren schon ziemlich alle anderen eingetrudelt, bezogen ihre Zimmer, und alle genossen wir den wunderbaren Abend bei Sonnenschein, Wärme und köstlichem Essen. Christoph K. aus der Schweiz spielte mit der Klarinette auf, Guido schlug in die Tasten seines Örgli , Cecile aus Belgien geigte auf und alle miteinander sangen wir die üblichen Servas-Lieder mit Gitarrenbbegleitung und unter Anleitung von Elisabeth F. aus Tulln. Die gebührenden Dankesreden wurden gehalten.
Ja, sie haben es toll gemacht, die OrganisatorInnen. Feiwilligenarbeit vom Feinsten. Sie können gar nicht genug gelobt werden.Was ich hiemit auch tue. Besonders bei Christa G. und Monika R., die die Medium Minus geleitet haben, möchte ich mich auf diesem Weg nochmals ganz herzlich bedanken.
Hedwig
Ein Superbericht liebe Hedwig! Muss echt tpll gewesen sein, aber für mich schon etwas zu steil! Hatte dafür einen Familienjuli mit7 Kindern: 6 Enkel von meinem Jüngsten und einen Urenkel. Leider haben meine Versuche bei Servasleuten in St.Petersburg unterzukommen nicht geklappt. Von sechsten hat sich nur eine gemeldet. Diese wohnt jedoch zu weit draußen. Heute fahre ich von Moskau aus hin. Habe Airbnb gebucht. Leider kann sie nicht Englisch.4
Liebe Gerda, du bist für mich ein Vorbild, wie du neue technische Möglichkeiten in deinem Alter nutzt. Respekt!