Im großen Paradies

* von Hedwig Seyr-Glatz *

Sentierinsieme 12.-18.7.2013 im Naturpark Gran Paradiso. Piemont, Dreiländereck, bestens organisiert von den italienischen Servas-Freunden, allen voran von Carla und Adriano.

Mille grazie!!!

Heidi Schuster, Lorenz und ich von Servas Austria sind mit von der Partie. Heidi kommt über Mailand angeflogen, Lorenz und ich reisen per Auto mit einem zweitägigen Aufenthalt bei Servas-Freunden in Vicenzo an, wo wir gute Servas Gastfreundschaft erleben und weniger gute Erfahrungen mit dem italienischen öffentlichen Verkehrssystem machen.

Im Nationalpark Gran Paradiso gab es zuerst das übliche Eingehwochenende, zu dem mehr als 80 Leute angereist kamen. Das Naturschutzgebiet wird überspannt von einer gewaltigen Hochspannungsleitung und mehrere hohe Staumauern irritieren immer wieder die Blicke der naturbedürftigen Wanderer.

Tagsüber teilten wir uns in drei Gruppen:

Diejenigen, die die unmittelbare Umgebung, das schöne, alte Hotel, den Stausee, die gemütlichen Spazierwege und vor allem das Zusammensein mit Servas-Freunden, die man schon lange kennt, und solchen, die man grade erst kennenlernt, genießen.

Diejenigen, die gerne ein paar Stunden, aber nicht allzu streng wandern, die Mediumgruppe,…

… bei der wir drei mit dabei waren. Am ersten Tag ging es ziemlich steil hinauf, durch mehrere uralte, ehemals von Hirten bewohnte, heute meist verlassene Dörfer, an verfallenden Steinhäusern mit Dächern aus großen flachen Steinen vorbei. Abbröckelnde Wandmalereien, eingefallene Mauern, dazwischen ein Gebäude mit einem intakten musealen Klassenzimmer, eine Kapelle mit Glockenturm, wo grade sogar eine Mesnerin steht.

Wir geraten in eine zahlreiche Schaf- und Ziegenherde, von Hunden gut bewacht. Immer wieder herrliche Frühlingsblumen, mitten im Juli! Ziel war der Wasserfall am Ende des Tales. Wir lagerten für unsere Siesta um eine kleines Kapellchen herum und suchten dann nach der Rast einen Weg direkt zum tosenden Naturschauspiel. Leider waren wir bei denen, die es auf der falschen Seite des Wildbachs probierten.

Die „harte Gruppe“ machte Wanderungen, die noch ein bisschen länger dauerten und höher hinauf gingen.

Abends dinierten wir im Hotel Blanchetti, das nach den Fotos am Gang zu schließen, noch immer den König verehrt, der hier – nach der Übersiedlung ins ferne Rom – sein Jagdrevier als Naturpark stiftete, ansonsten aber sehr angenehm war.

Hauptsprache war natürlich das Italiano – das Piemont ist zudem ein Gebiet, wo Servas sehr stark vertreten ist.

Am Sonntag ging es vorbei an blühendem Almrausch (s.Bild) und entlang sprudelnden Gebirgsbächen zu unserem Ziel, einem Bergsee, wo wir lagerten und dann nach einer Bachüberquerung von die wunderschöne Aussicht auf das ganze Tal des Schutzgebietes genossen.

Der dritte Tag wird dann der anstrengendste, weil wir von den 1500m unseres Hotels nach einer kurzen Busfahrt rauf auf 2500m zum Refugio Savoia stiegen. Da begegneten wir den ersten Murmeltieren, zuerst in Form von Geräuschen, die sich als Warnung vor einem kleinen Fuchs, den wir über eine steile Wiese wieseln sahen, herausstellten. Immer steiler wurde es und dann kamen schon die ersten Schneefelder und Eisseen, unüblich zu dieser Sommerszeit, aber wegen der Schneefälle im Mai war heuer alles sehr spät dran, sagte Carla. Beim Refugio angelangt sahen wir dann die Schneeschmelze in vollem Gange. Von allen Hängen rund um das weite, von Viertausendern umgebene Hochtal flossen Bäche von Schmelzwasser und dazwischen wuchsen weiße Anemonen, Kuhschellen und Soldanellen.

Ab 16 Uhr kommen die Murmeltiere und holen sich ihr Futter; sie sind trotz des langen Winters erstaunlich fett, aber trollen sich gleich sehr gelenkig, wenn man ihnen zu nahe tritt. Im Refugio sind wir dann 2 Tage untergebracht, machen von dort 2 Touren, eine zu einem Pass, von dem es einen herrlichen Ausblick auf den Gran Paradiso (4000), der sich nur 5 Mal im Jahr wolkenlos zeigt, gab…

… und am letzten Tag eine Tour zu einem Pass in über 3000m Höhe, von dem aus man den Mont Blanc sehen sollte. Leider war uns da das Wetter nicht gut gesonnen. Vor der letzten Steigung zog Nebel auf, sodass Carla und Adriano meinten, wer wolle, könne auf eigene Verantwortung hinaufgehen, sie aber machten, die echten Sportler bewundernd, eine längere Pause. Lorenz und ich waren beim Großteil, während Heidi mit den forschen Bergsteigern die Höhe erklomm – um festzustellen, dass der Nebel nicht so schlimm war, aber der Montblanc hinter den Wolken versteckt blieb.

Abends in der Hütte wurde an einem Tisch mit Peters Anleitung munter gespielt und viel gelacht. An einem anderen Tisch wurde auf einem Bogen Papier aufgezeichnet, wer schon bei wem zu Besuch war. Eine interessante Landschaft von Begegnungen entstand.

Nach einer abenteuerlichen Fahrt bei strömendem Regen im hoffnungslos überfüllten Bus vorbei an steilsten Berghängen mit Blick über hunderte Meter tiefe Abhänge – so manchem/r fielen uralte, längst aus dem Gebrauch gekommene Gebetsformeln ein um die Angst vor dem Absturz nicht allzu mächtig werden zu lassen. Und sie nützten: alle kamen unbeschadet ins Tal!

Am letzten Abend waren wir wieder in demselben Hotel wie am Wochenende, mit Sang und Klang, vielen Einladungen, Versicherungen, gerne auf Besuch zu kommen, und konkreten Abmachungen ging die Servas-Bergwoche zu Ende.

Wichtige Frage am Ende jedes Sentierinsieme:

Wer wird das nächste organisieren? Servas Austria ist hier (bisher?) bloß Gast. Wer ist dran in der Reihenfolge:

Deutschland war’s im Jahre 2010, die Schweiz 2011, Frankreich 2012!

Also keine Frage: die Deutschen beginnen zu diskutieren, wo wann wer beim nächsten Organisationsteam dabei sein wird. Beim fröhlich stressfreien Wandern wollen ja die meisten so auch wir wieder mitmachen!

und hier ein paar 100 von den 3000 Fotos von Rui Melo:
http://www.flickr.com/photos/12769585@N04/sets/72157634870331165/

Dieser Beitrag wurde unter Südeuropa veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.