An dieser Stelle gleich einmal ein herzliches GRAND MERCI an die französischen OrganisatorInnen der Route de l‘amitié. Sie haben tolle Arbeit geleistet. Es war wirklich alles bestens, das Quartier, das Essen, die Wanderungen, die FührerInnen, die Gegend und nicht zuletzt die Atmosphäre und die freundschaftliche Stimmung. Ein Servas-Erlebnis der feinsten und besten Art!
Diesmal sind wir zu viert aus Österreich gerkommen: Elisabeth und Elmar F., Neulinge bei dieser Art von Servas-Veranstaltung, sowie Lorenz G. und ich, Hedwig S.-G, zum sechsten Mal bereits dabei.
Wir reisen öffentlich per Nachtzug nach Zürich und weiter über Genf, Bellegarde und dann in den Bergen per Bus bis zum Quartier, einer Art Jugendherberge mit hohem Komfort, dem Chalet Avenière, wo die französischen OrganisatorInnen Platz für – sage und schreibe – 120 TeilnehmerInnen zu einem günstigen Preis gefunden haben. Wir treffen alte Freunde und lernen neue kennen. Die Einteilung in die Wandergruppen wird ausführlich diskutiert. Der erste Wandertag beginnt für alle regengebremst und für Lorenz und mich zuerst mit dem Besuch einer ehemaligen Sanatoriumskirche, der Eglise de l‘Assis, aus den 50er Jahren mit Kunstwerken von berühmten Malern und Bildhauern (Chagall, Bonnard, Matisse), die sich nicht allen von uns erschließen.
Am Nachmittag können wir doch noch aufsteigen und mit Odile I. als Führerin, die uns sogar mit ihrem Auto kutschiert, die geplante Wanderrunde für medium-Wanderer unternehmen. Nachmittags werden wir etwas nass, aber ausreichend Regenschutz ist vorhanden und die Erfahrung, dass das eben in den Bergen passiert, ebenfalls. Daher sind die vier Stunden Wanderung kein Problem. Was wir ja noch nicht wissen, ist, dass das unser erster und letzter Regentag im Laufe dieser Wanderwoche war. Das hätten wir nicht zu träumen gewagt.
Am Samstagabend gibt es Bal Folk, Tanzmusik mit Anleitung zum Tanzen; der Saal ist zu klein, die Menge der Tanzfreudigen zu groß, die Menge der Französischkundigen zu gering, trotzdem wird es ein einmaliges Vergnügen!
Lorenz und ich beschließen am Sonntag eine kurze, unter easy rangierende, dafür kulturell interessante Wanderung zu machen, le chemin baroque, den Barockweg. Martine und Laurette sind unsere kundigen Führerinnen, wir dürfen mit ihnen im Auto zur Abmarschstelle fahren, und bleiben dann nur zu viert, was die Gespräche recht intensiviert.
Eine kleine Barockkirche in St. Nicolas ist unser Ziel und auch das Ziel eines Berglaufes, bei dem die Teilnehmer 5000 Höhenmeter zu überwinden haben. Wir erleben den Zieleinlauf mehrerer Läufer, sie kommen ausgemergelt, völlig erschöpft, aber glücklich über ihre tolle Leistung im Zieleinlauf an. Wir sprechen mit einem in Paris lebenden, in der IT Branche arbeitenden jungen Teilnehmer türkischer Herkunft, er musste den Lauf aus gesundheitlichen Gründen abbrechen. Wir sind überzeugt, dass solche Leistungsevents typisch für unsere Gesellschaft sind, aber auch ziemlich sicher, dass sie den Menschen nicht nützen, auch wenn die einzelnen, diejenigen, die durchgekommen sind, grade ihren Erfolg genießen. Was ist mit denen, die auf der Strecke bleiben?
Die barocke Kirche ist hübsch, frisch restauriert und erinnert uns freilich an unseren Kirchenstil.
Am Abend spielen die Schweizer Musikanten mit österreichischer Unterstützung in Gestalt unserer Elisabeth auf, alle singen ihre Lieblingslieder und unsere Jodler kommen auch endlich dran.
Am Montag beginnen die Trekkingtage. Wie schon die Tage davor wählen Elisabeth, Elmar und Lorenz und ich verschiedene Gruppen, lernen damit verschiedene Leute kennen und haben unterschiedliche Erlebnisse. Alle von der besten Art.
Lorenz und ich sind bei Medium 1 mit Odile R. und Christian P. als Führer, beide aus der Gegend, die die Sache recht professionell angehen. Odile kennt sich noch dazu recht gut in der Pflanzenwelt aus, dazu kommt, dass Frank aus Belgien Biologe ist, der alle Pflanzen mit lateinischem Namen kennt. Es wird also eine ausgesprochen lehrreiche Tour, bei herrlichstem Bergwetter.
Am ersten Tag gehen wir auf den Tré la Tete und einen enorm steilen Weg bergab zu einem wilden Wasserfall. In einem Berggasthaus genehmigen wir uns als Belohnung köstlichen Cidre, und Eis diejenigen, die mehr auf Gefrorenes als auf Gegorenes stehen.
Am nächsten Tag stehen für unsere Gruppe die Übernachtung im Refuge de la Balme und der Aufstieg auf den Lac Jovet auf dem Programm. Die Nacht ist sternenklar, der Schlaf im Lager zu zwölft für einige recht fest, andere lauschen nicht ganz freiwillig dem vielstimmigen Schnarchkonzert. Am Morgen darauf steigen wir zum Col de la fenetre hinauf, wir haben riesiges Wetterglück, es ist strahlend blauer Himmel und wir sehen endlich auf der anderen Seite des Tales die Schneefelder des mächtigen Mont Blanc in der Sonne glitzern. Und das den ganzen Tag über. Eine herrliche, mäßig anspruchsvolle Wanderung mit langem Abstieg zu Fuß ins Tag für die einen und einer schnellen Seilbahnfahrt für die anderen. Und immer wieder Gespräche mit Menschen aus verschiedenen Ländern in verschiedenen Sprachen über Gott und die Welt. Schöner geht es nicht!
Abends erzählen wir einander unsere Erlebnisse. Es wird auch bereits angekündigt, wer den nächsten Pathway organisiert und wo er stattfinden wird:
Es sind die ItalienerInnen rund um Francesca, und er wird im Juli 2017 in den Alpi Maritimi passieren.
Ceterum censeo:
Vive Servas! Es lebe Servas!